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Rodenstock-Belegschaft kämpft weiter gegen Arbeitsplatzabbau

05.11.2024

Mit Stickern, Plakaten und viel Herzblut: Die Belegschaft von Rodenstock in Regen kämpft gemeinsam mit der IG Metall um Arbeitsplätze. 230 Jobs stehen beim niederbayerischen Brillenhersteller auf der Kippe. Rodenstock will sie ins Ausland verlagern.

Die Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsrat des Optikerunternehmens Rodenstock im niederbayerischen Regen wollen mit allen Mitteln verhindern, dass es zum geplanten Abbau von rund 230 Arbeitsplätzen und ihre Verlagerung ins billigere Ausland kommt. Das war der Tenor der Mitgliederversammlung, zu der die IG Metall am Mittwochabend in Regen (D) eingeladen hatte.

IG Metall und Betriebsrat informierten über das weitere Vorgehen. Man habe in den letzten Wochen zusammen mit einer Beratungsagentur einen detaillierten Fragenkatalog ausgearbeitet, den man der Rodenstock-Unternehmensleitung inzwischen zur Beantwortung vorgelegt habe. Darin gehe es unter anderem um Fragen zur Rentabilität des Regener Rodenstock-Werks, das momentan noch rund 500 Beschäftigte hat. Und um genaue Nachfragen zu den Gründen für die Verlagerungspläne. Ziel sei es, ein Gegenkonzept zum Arbeitsplatzabbau zu entwickeln. Man werde noch lange nicht über Kündigungen oder einen Sozialplan verhandeln, sondern versuchen, den Abbau zu verhindern, betonte der Passauer IG Metall-Bevollmächtigte Robert Scherer.

Auch politisch will man mehr erreichen. Deshalb gab es eine nicht-öffentliche Videokonferenz zwischen Betriebsrat, Gewerkschaft und dem bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW). An ihm hatte es in den letzten Wochen einige Kritik gegeben. Aiwanger hatte im September eine Pressemitteilung herausgegeben, in der er die von Rodenstock angekündigten Umstrukturierungen und Stellenverlagerungen zwar bedauert, aber gleichzeitig erklärt: «Wir müssen diese Entscheidungen akzeptieren. Der Stellenabbau müsse auf ein unvermeidliches Mass begrenzt werden und sozialverträglich erfolgen». Aiwanger fordert sozialverträgliche Lösungen und eine Anschlussbeschäftigung für die betroffenen 230 Mitarbeiter in anderen Unternehmen.

Aiwanger sagte bei der Videokonferenz: «Die zunehmende Deindustrialisierung in Deutschland kostet immer mehr Arbeitsplätze. Der Billigwettbewerb mit anderen Ländern weltweit ist in vollem Gange. Rodenstock steht jedoch für hohe Qualität, nicht für billig. Meine Hoffnung ist, dass dieser Aspekt auch von der Unternehmensführung doch noch einmal beleuchtet wird und sich neues Auftragsvolumen für Qualität aus Bayern findet, um möglichst viele Arbeitsplätze sichern zu können. Meine Gesprächspartner waren sehr qualifizierte und strategisch denkende Mitarbeiter, ich danke ihnen für ihren Einsatz für ihre Kollegen und die Firma. Es ist bedauerlich, dass Mitarbeiter und Firma sich in einer solchen Situation befinden.»

In einem Gespräch mit dem Wirtschaftsminister hatte die Unternehmensführung von Rodenstock die Unterauslastung seiner Fertigungskapazitäten, die schwierigen ökonomischen Rahmenbedingungen in Deutschland mit hohen Lohn- und Energiekosten sowie die weltweit starke Wettbewerbssituation als Hauptgründe für die Verlagerung nach Tschechien und Thailand genannt.

In Regen sind in nächster Zeit Aktionen geplant: So liess die IG Metall Sticker und Plakate drucken mit dem Slogan: «Wir sind das Herz von Rodenstock. Die Produktion in Regen muss erhalten bleiben», aufgedruckt auf ein rotes Herzsymbol.

Rodenstock-Geschichte reicht fast 150 Jahre zurück

Seit 126 Jahren gibt es das Rodenstock-Werk in Regen. Die Gründungsgeschichte der Firma geht nochmal über 20 Jahre zurück. 1880 meldete Rodenstock laut eigener Aussage ein Patent für die weltweit erste Brille mit Gläsern und Gestell an. Anfang der 1980er Jahre produzierte Rodenstock die ersten in Deutschland entwickelten Gleitsichtgläser. Das Unternehmen verspricht marktführende Brillenglastechnologien, für die Berechnung des Brillenglases nutzt Rodenstock die Biometrie des ganzen Auges und lässt diese Daten in die Berechnung der Brillengläser einfliessen. Das sei branchenweit einmalig, so das Unternehmen.

Rodenstock beschäftigt weltweit rund 5000 Mitarbeiter:innen und ist in mehr als 85 Ländern mit Vertriebsniederlassungen und Distributionspartnern vertreten. Rodenstock unterhält sechs zentrale Produktionszentren, um ein global verfügbares Angebot zu gewährleisten.

Anfang September hatte das Unternehmen bekannt gegeben, dass die Fertigung aus Regen in die Werke nach Thailand und Tschechien verlagert werden soll. Grund seien die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland mit hohen Lohn- und Energiekosten, der weltweit starke Wettbewerb und die mangelnde Auslastung der Fertigungskapazitäten. Der Standort Regen soll aber mit einem Teil der Beschäftigten erhalten bleiben – aber nur noch mit dem Schwerpunkt Engineering und Kundendienst.

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